Von Streuner „Strolchi“ zu Kuschelkater „Benny“

 

Ich schreibe hier die Geschichte von Benny, einem mittlerweile ca. 2 ½ jährigen ehemaligen Streunerkater, der sein großes Glück fand.

 

Seit einigen Jahren betreue ich im privaten Rahmen selbst Streuner bzw. habe die Unterstützung vom hiesigen Tierschutzverein, die die Tiere einfangen und kastrieren. Bis auf zwei Babykatzen wurde bisher aber immer von einer Vermittlung abgesehen, da die Tiere (laut Tierschutzverein) zu scheu sind, teilweise auch auf Höfen leben und sich ziemlich wahrscheinlich nicht mehr an die Menschen gewöhnen könnten.

 

So lebt auch die eigentlich sehr liebe, aber zu den meisten (nur nicht zu mir) sehr scheue Katze Julchen seit Jahren auf dem Feld bzw. unter Büschen bei unserem Haus. Sie wird an meinem Fenster gefüttert, holt sich täglich bei mir Streicheleinheiten und wird tierärztlich versorgt. Leider fängt sie in der Wohnung sofort an zu markieren und will spätestens nach 10 Minuten wieder raus, wenn ich sie rein lasse. Sie liebt ihre Freiheit zu sehr und daher wird sie wohl auch weiter in diesem Rahmen „bei mir“ bleiben.

 

So viel zur Vorgeschichte. Neben Julchen hatte ich einmal einen wunderschönen rotweißen Kater kastrieren lassen. Wie sich erst später herausstellte, hatte er sich Menschen in der Nähe gesucht. Woher er vorher kam, wusste niemand. Auf jeden Fall meldeten sich die Leute, nachdem er vom Tierschutz kastriert wurde, weil er auch eine Tätowierung bekommen hatte. Ich war froh, als ich hörte, dass er ein Zuhause hatte. Das war vor ca. drei Jahren.

 

Letztes Jahr im April stand dann wieder „so einer“ an meinem „Fütter-Fenster“. Ich dachte erst „ach guck, er ist auch mal wieder hier“ - bis mir auffiel, dass dieser Kater nicht jener von früher sein konnte.. Er war nicht kastriert, total dürr und hatte eine Verletzung am Kopf. StrolchiSchon wenn ich ihn ansah, lief er weg. Ich nannte ihn Strolchi und fing an ihn zu päppeln. Leider hat er schnell angefangen, Julchen zu attackieren, weil er dieses Schlaraffenland am liebsten für sich haben wollte. Die Nachbarn fingen an sich darüber zu beschweren. Sie sind sowieso alle ganz „tierlieb“. Aber ich gleiche das aus :-) So nahm ich wieder Kontakt zum Tierschutzverein auf und dieses Mal half mir eine sehr nette Frau, die in meiner Nähe wohnt. Sie besorgte die Falle, ich fing den kleinen Piraten. Neben seiner Kastration wurde seine schlimm aussehende Wunde versorgt. Mittlerweile war er wenigstens etwas kräftiger und hatte alles gut überstanden.

 

Ich machte mir Gedanken, was ich tun sollte. Ich selbst habe schon vier Wohnungskatzen und Julchen. Sie war mittlerweile ziemlich eingeschüchtert, die Nachbarn regten sich über das Geschrei nachts auf. Wie soll man so ein Tier vermitteln? Der Tierschutz sah es als aussichtslos an. Ich aber bemerkte, dass Strolchi nach seiner KastratiStrolchion allmählich anfing, die Nähe von mir zu suchen. Zuerst sehr unsicher und vorsichtig, mit Fauchen und manchmal schlug er auch nach meiner Hand, wenn ich den Napf hinstellte oder versuchte ihn zu streicheln. Plötzlich wurde er immer fordernder. Wenn ich das Futter hinstellte, drückte er sich durch den Fensterspalt in die Küche und fing laut an zu schnurren, sobald ich ihn streichelte. Dann wollte er schon gar nicht mehr raus, besonders wenn es draußen kalt war. Wenn ich von der Arbeit kam, saß er unter dem Baum vorm Haus und wartete auf mich. Das ging so bis Oktober 2011.

 

Dann kam mir DIE Idee. Ich filmte den Schatz mit meiner Kamera beim Sreicheln und stellte das Video bei Youtube mit einer Vermittlungs“anzeige“ ein. Es vergingen ca. drei Wochen, bis sich ein junger Mann, der in meiner Nähe wohnte, meldete. Ich dachte erst, er meine es nicht ernst. Aber er wollte den Kater unbedingt sehen und kam ziemlich schnell gleich mit einer Transportbox vorbei. Ja und wie es immer so ist: Strolchi kam, sah und wusste sofort, was wir vorhatten, nämlich ihn einfangen. Und so war er wieder weg. Erst nach über einer Woche konnte ich ihn überlisten. Der Trick mit der Falle funktionierte nicht mehr (auch „dank“ der Nachbarn). So lockte ich ihn in die Küche, sperrte das Fenster zu und schob in mit sanfter Gewalt in die Box.

 

Diesen furchtbar erschreckten und enttäuschten Blick werde ich nicht vergessen. Ich habe schnell eine Decke über die Kiste gelegt, damit er ruhig blieb und ich seine Angst nicht sehen musste. Auch hatte ich erst große Sorge, weil er zu einer halb italienischen Familie mit Kindern und einer weiteren Katze kam. Ich konnte seine Zukunft schlecht einschätzen, aber dies war seine einzige Chance. Der neue Besitzer hielt glücklicherweise per Telefon und auch per Mail Kontakt. Ich konnte erst nicht glauben, was er erzählte. Strolchi“ heiße nun „Benny“. Er war wenige Tage später mit ihm beim Tierarzt. Er war „total cool“, ließ sich schnell streicheln, kam aufs Sofa und gewöhnte sich schnell ein. Nur mit der anderen Katze gab es leider Probleme. Sie wurde unsauber. Ein paar Wochen später hat er ihn leider doch abgeben müssen, da Benny Chef sein wollte. Aber Benny hatte Glück im Unglück und kam zur Schwester von dem jungen Mann. Ich hatte erst wieder Sorge, ob es ihm wirklich gut geht... dann kam zu meiner großen Überraschung eine Mail mit Fotos von Benny, zwar kurz aber eindrucksvoll:

Strolchi wird zu Benny  Benny

„Wir sind seit 14 Tagen stolze Besitzer von dem Kater. Er hat sich super bei uns eingelebt und möchte beim Fressen gestreichelt werden. Wie man an den Bildern sehen kann, fühlt er sich auch sehr wohl. So kann man sagen, dass der Kater und wir froh sind uns gefunden zu haben.“

Benny ♥ Benny ♥ 

Ich denke die Bilder sagen alles… Benny hat seine Chance bekommen und sie genutzt. Ich wünsche ihm ein langes glückliches Katerleben. Und ich weiß jetzt, dass man auch „wilden“ Streunern eine Chance geben muss. Diese Wandlung von einem absolut scheuen Tier zum Schmuse-Sofatiger war bisher für mich und ist mit Sicherheit für viele kaum denkbar. Aber machbar wie man sieht. Und ich wünsche mir, dass noch ganz ganz viele von diesen armen Seelen auch das große Los ziehen.

 

Für die Nachbarn habe ich einen Aushang im Hausflur mit Vorher-Nachher-Fotos gemacht und viele Grüße von ihm und seinen nun endgültigen Besitzern ausrichten lassen ;-)

 

 

Happy End :-)

 

Steffi